: Sicherheit - auch für mich als Berater - hat Vorrang.
Hallo Frank, ganz sicher hast du recht. Allerdings brannte mir dieses Thema schon
länger unter den Nägeln, und mein Verdacht hat sich fürs Erste auch bestätigt.
Was mich im Ausschlußverfahren dazu bewegt hat, bei T. pessundatum ein eindeutig
rotes Schild zu empfehlen.
Du kannst mir glauben, dass ich den weder selbst verkosten, noch irgendwie
weiter empfehlen werde.
Allerdings dürften mehr als 99% aller Leser hier, und wohl 100% auf jener
Pilzausstellung, kaum in den Genuß kommen, einer der beiden Arten je persönlich
zu begegnen.
Imho scheint es so, dass diese Arten in den vergangenen Jahren wieder etwas
mehr Verbreitung finden. Sollten sich diese Tendenzen in Richtung massenhafter
Verbreitung fortsetzen, wäre es aus meiner Sicht unumgänglich, sich des Themas
etwas professioneller zu widmen.
So ist es sicher nicht hilfreich, wenn demnächst alle Ritterlinge, die in
früheren Zeiten übrigens fast alle zu Speisezwecken gesammelt wurden, mit
roten Schildchen versehen werden.
Meines Erachtens erfolgt das Sammeln von Pilzen zu Speisezwecken mittlerweile
weniger aus Überlebensgründen. Vielmehr stehen da vor allem kulinarische
Erfahrungen im Vordergrund. Und wer, aus welchen Gründen auch immer,
Ritterlingsartige z. B. Röhrenpilzen oder Morcheln vorzieht, wird kaum davon
abzuhalten sein, sich auf diesem Gebiet zu bedienen.
Deshalb halte ich persönlich Meinungen, nach denen es niemand nötig hat,
Art X oder Y zu konsumieren, da es genügend unbedenkliche Arten gibt, für
akzeptanbel, aber nicht immer für sehr hilfreich. Denn...
Im Grunde hat es heutzutage eigentlich Niemand nötig, irgendwelche Wildpilze
zu sammeln und zu konsumieren.
Besser wäre es, aus meiner Sicht, wenn widersprüchliche Angaben hinterfragt,
neu geprüft und die notwendigen Konsequenzen aus den Ergebnisen gezogen würden.
An dieser Stelle sehe ich alle Verantwortlichen in der Pflicht, auch unsere
Pilzsachverständigen.
z. B. nach BON (Tricholoma Monographie) existieren gerade mal zwei als Giftig
eingestufte Tricholomen - pardinum und josserandi.
Schaut man sich die gängige Amateurliteratur in Deutschland an, kommen Arten
hinzu wie T. saponaceum, nach Jahn nicht giftig sondern nur minderwertig,
aber auch T. sulphureum, T. albobrunneum und einige andere.
Über den kulinarischen Wert solcher Sachen will ich mich gar nicht auslassen.
Aber nach meinem Gusto gehört das Prädikat Giftig nur solchen Arten zugeteilt,
die es de facto auch sind. In Ergänzung zum Bon also noch T. pessundatum und
T. equestre, aus heutiger Sicht.
Bei wirklich zweifelhaften Arten ( z. B. Lepista nebularis) sollte der Hinweis
eines Giftverdachtes ausreichend sein.
Würde man das ganze Konzept wie bisher gehabt, weiter durchziehen, muß in
allen zukünftig veröffentlichten Bestimmungswerken bei Boletus edulis
der Hinweis auf die möglicherweis schädlichen Inhaltsstoffe angegeben werden.
- In Anlehnung an die neueren skandinavischen Forschungsergebnisse.
Das Ganze könnte vielleicht irgendwann mal wie das Zicklein mit der Bimmel
enden - wenn keiner mehr die Hinweise in der Bestimmungsliteratur
ernst nimmt.
So...mußte ich mal los werden. Das ist nur meine Meinung jetzt eben.
Vielleicht bekommt mich ja jemand hier vom Gegenteil überzeugt.
Ein Forum ist wohl auch in erster Linie zum Meinungsaustausch gedacht.
Grüßlis Ingo