Hallo Ingo

Zum Thema Giftigkeit des Glimmerschüpplings:

Ich hatte vorgestern Nacht einen Pilznotfall in einem Spital hier in der Innerschweiz und konnte folgende Schlüsse daraus ziehen:

Mikroskopische Untersuchung: 8 gelbe Fragmente eindeutig Glimmerschüppling (Sporenbild), 1 Fragment Lactarius-Art (Sporen, Sphaerozysten, Lacticiferen) sowie 1 Lepista-art (ev. L.nuda, da Fragment deutlich violett). Auffällig - in fast allen Mik-Präpataten sind Sporen des Glimmerschüpplings zu finden.

--> 4 Personen (darunter 2 Kinder, 5 und 8-j.) mussten erbrechen und hatten Duchfall. Es ging ihnen so schlecht, dass sie auf die dortige Notfallabteilung mussten.

Nach Kontaktierung des ansässigen Pilzkontrolleurs, der Pilze während einer Exkursion mit einer Frauengruppe gesammelt hatte, fand ich heraus, dass es zur Hauptsache Glimmerschüpplinge waren, die verspiesen worden waren.

Die Notfallärztin konnte nach Rücksprache mit dem Schweizerischen Toxzentrum Entwarnung geben. Es sei bekannt, dass Glimmerschüpplinge zu solchen Brechdurchfällen führen können… (Blausäure - weitere unbekannte Stoffe)

Die beiden Kinder werden zur Sicherheit noch bis am folgenden Nachmittag ins Kinderspital zur Überwachung gebracht.

Es wurde von mir angewiesen, alle der Beteiligten an der Pilzexkursion zu kontaktieren, um die Entsorgung allfällig vorhandener Pilzreste sicherzustellen.

Anmerkung: Interessant bei diesem Fall ist sicher auch die Konsumart der Pilze. Sie wurden als Pastetenfüllung mit viel Rahm und Fleischklösschen verspeist, was einen auffälligen Geschmack sicher etwas überdeckt haben könnte. Der Vater sagte: "es schmeckte gut…" Bei Pasteten ist die Füllung das Wesentliche, deshalb haben swsch. alle eine volle Portion verspeist. (Bei einer separaten Pilzsauce wäre vielleicht mehr Zurückhaltung - vor allem bei den Kindern - gewesen)

Meine Frage: Wieso findet man in den meisten Büchern keine Warnung vor diesem Pilz?

Ich habe diesbezüglich auch schon unseren Verbandstoxikologen Dr. René Flammer kontaktiert, er hat mich auf einen Artikel in einer der letzten SZP hingewiesen, indem er ernsthaft vor dem Verzehr dieses Pilzes warnt, ihn sogar als Giftpilz bezeichnet! (5/2009, Seite 192)

Liebe Grüsse,
Michel