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Ein besonderer Fund

Geschrieben von: Gernot
Datum: 21. Dezember 2014, 14:12 Uhr


... von gestern. Ein besonderer Fund, zumindest für mich, der ich diese Art schon immer mal finden wollte. Gestern war's dann endlich so weit - dieser Einzelfruchtkörper stand an einer Wegböschung im Moos unter Fichten und bei alten Pestwurz-Blättern, ohne sichtbaren Kontakt zu Holz. An der gesamten, meist ziemlich feuchten Böschung wuchsen zudem zahlreiche Fruchtkörper von Sarcoscypha sp. Am Standort des Fruchtkörpers rinnt ein Bächlein vorbei, das den Weg (eine Forstraße) quert und dort in einen größeren Bach läuft, an dem es zahlreiche weitere Baumarten gibt (Esche, Bergahorn, Hasel, Erle etc.). Leider hatte ich keine Kamera dabei, weshalb ich weder den Pilz am Standort, noch den Standort selber fotografieren konnte. Letzteres werde ich aber sicherlich nachholen und Ersteres hoffentlich auch, falls ich dort nochmals neue Fruchtkörper finden sollte.

Haasiella venustissima (Gelber Prachtnabeling)

Wie die Mikrobilder zeigen (rechts in Toluidinblau), handelt es sich hierbei um die viersporige Form mit Schnallen. Früher hätte man den Fund daher Haasiella splendidissima (oder H. venustissima var. splendidissima) zugeordnet, jedoch hat eine vor zwei Jahren erschienene Studie anhand von ITS- und LSU-Sequenzen gezeigt, dass die beiden Taxa nicht zu trennen sind (Vizzini et al. 2012). Diese viersporige, schnallentragende Form gilt als noch seltener als die zweisporige Form ohne Schnallen.

Mikroskopisch auffällig sind die etwas dickwandigen Basidiosporen mit deutlichem Apikulus. Die fotografierten Sporen stammen übrigens aus einem Quetschpräparat einer Lamelle - einen Sporenpulverabdruck habe ich hoffentlich bald, sofern sich der Fruchtkörper kooperativ zeigt. Mit den reifen Sporen möchte ich dann die Metachromasie nochmals überprüfen. Auch die etwas gelifizierte Hutdeckschicht, die sich nach Zugabe von KOH im Präparat deutlich gelb verfärbt, ist charakteristisch. Den Geruch empfinde ich als etwas süßlich seifenartig-parfümiert. Wer noch mehr über diese Art erfahren möchte, besonders was Ökologie und Verbreitung betrifft, dem sei das Werk von Lüderitz & Gminder (2014, "Verantwortungsarten bei Großpilzen in Deutschland") empfohlen.

Schöne Grüße
Gernot

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