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Geoglossum arenarium

Geschrieben von: Ingo Jürgens
Datum: 18. Oktober 2015, 12:17 Uhr


Hallo liebe Pilzfreunde,

Geoglossum (Sabuloglossum) arenarium habe ich bereits im November 2014 in diesem Forum gezeigt (siehe www.pilzepilze.de/cgi-bin/webbbs/pconfig.pl?noframes;read=247490 ).

Die Art ist zwar selten (aktuelle Vorkommen waren in Deutschland bis dato nur aus den Küstenregionen Schleswig-Holsteins und von einem montanen Standort am Großen Arber in Bayern bekannt), sie vermag sich unter günstigen Bedingungen aber erstaunlich schnell anzusiedeln und auszubreiten.

Zumindest tut sie dies auf dem von mir beobachteten Standort inmitten der Westfälischen Bucht (NRW). Es handelt es sich um einen mehrere Hektar großen ehemaligen Maisacker, von dem im Zuge von Ausgleichsmaßnahmen der Oberboden abgetragen wurde (im Herbst 2009). Ziel ist hier die Entwicklung artenreicher Sandmagerrasen und Heidegesellschaften und so wurde in Teilbereichen durch eine Mahdgutübertragung großflächig auch Heidekraut (Calluna vulgaris) angesiedelt.

Dem Heidekraut folgte schon nach wenigen Jahren die Heidekeule (Clavaria argillacea) und mit leichter Verzögerung jetzt auch die Sand-Erdzunge. Beide Pilzarten gehen eine enge, noch nicht erforschte Verbindung mit dem Heidekraut ein, evtl. handelt es sich um eine Symbiose (Mycorrhiza), Parasitismus ist aber auch vorstellbar. Neben dem Heidekraut nutzt die Sand-Erdzunge anderswo (Küstendünen) auch die Krähenbeere (Empetrum nigrum).

Die Ausbreitung der Heidekeule verlief auf der hier betrachteten Fläche sehr schnell, schon 2014 war sie nahezu überall zu finden, wo Heidekräuter standen und fruktifizierte zu tausenden. Die Sand-Erdzunge wurde 2014 erstmals beobachtet und damals konnten trotz intensiver Suche nur 14 Fruchtkörper gezählt werden. Jetzt scheint sie aber eine ähnliche Entwicklung wie die Heidekeule zu nehmen. Bei einer ersten Kontrolle am 17.Okt. dieses Jahres konnte der Bestand bereits auf deutlich über 500 Exemplare geschätzt werden (in vielen kleinen Gruppen verteilt auf mehrere tausend Quadratmeter) und die Erdzungen begannen gerade erst mit dem Austrieb.

Die Sand-Erdzunge ist sicher noch an anderen Binnenland-Standorten Deutschlands zu finden und vielleicht fühlt sich ja der eine oder andere Pilzfreund dazu ermutigt, mal gezielt nach ihr zu suchen.

In Tschechien wurde sie 2014 erstmals entdeckt, siehe

Tejklova T., Deckerova H., Gaisler J. (2015): Sabuloglossum arenarium (Geoglossaceae)in the Czech Republic. – Czech Mycol. 67(1): 85–94. Ein sehr lesenswerter Artikel, Download unter www.czechmycology.org/_cmo/CM67109.pdf

LG Ingo

Geoglossum arenarium, Biotop

Geoglossum arenarium

Geoglossum arenarium

Sporen und Paraphysen von Geoglossum arenarium

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