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Lactarius albocarneus im Moor

Geschrieben von: interhias
Datum: 21. Februar 2016, 10:33 Uhr


Servus zusammen,

mich würde interessieren, an welchen Standorten ihr Lactarius albocarneus findet. Bei der Bestimmung eines Milchlings, den ich mitten im Sphagnum in einem kleinen Moor im Gebirge fand, bin ich auf ziemlich widersprüchliche Angaben zur Ökologie dieses Milchlings gestoßen.

Hier erstmal die Schwammerln:

HDS:

Sporen:

Folgt man Gröger und FNE2 (Fungi of Northern Europe), so wächst L. albocarneus auf nährstoffreichen, kalkhaltigen Böden und hätte demnach in einem Moor mitten im Sphagnum nichts zu suchen. In GpBW wird dieselbe Art dagegen durchaus auch in Torfmoospolster verpflanzt. L. trivialis und L. utilis würden vom Standort aber wohl besser passen. Die beiden Arten werden bei Gröger und in FNE2 getrennt, in FN (Funga Nordica) aber überraschenderweise zu Synonymen erklärt. FN schlüsselt albocarneus und trivialis einfach anhand der Hutfarben aus, wonach L. albocarneus von Anfang an immer sehr blass gefärbt ist, verweisen dann aber auf das Foto bei Basso (Fungi Europaei 7), wo ein fast dunkelbrauner Pilz abgebildet ist. L. trivialis hat nach meiner Erfahrung jung immer violette Töne und vor allem Flecken, die erst im Alter vergehen. Bei der vorliegenden Kollektion ist das überhaupt nicht der Fall. Die Milch von L. trivialis trocknet außerdem immer graugrün und nicht gelblich ein. L. utilis und trivialis werden zudem immer als mäßig scharf beschrieben, ganz im Gegensatz zu dem vorliegenden höllisch scharfen Milchling. Mikroskopisch spricht eigentlich alles für L. albocarneus: Die teils zebrierten, teils sogar schwach netzigen Sporen passen nicht zu L. utils/trivialis, deren Sporen nach FNE2 niemals ganze Maschen aufweisen. Letztere haben nach FNE2 auch ein stark verflochtenes Ixotrichoderm und nicht so parallel aufsteigende Hyphen wie beim vorliegenden Fund, die den HDS-Darstellungen von L. albocarneus in PDS6, FNE2 und bei Basso viel eher entsprechen.

Hier noch die Beschreibung der Kollektion:
Funddaten: 29.09.2015; MTB 8235-4-2-3, 1170 m; D-By-Reichersbeuern, Greiling, Vorberg, Kehrberg; Bergmischwald (Tanne, Fichte, Buche) in der Flyschzone (überwiegend Piesenkopfschichten und Zementmergel); bei Fichte und Tanne in einem kleinen Moor zwischen Sphagnum; gesellig (ca. 8 Fk);

Bemerkung: alle jungen Fk sind anfangs vollständig mit einem weißen, filzigen Velum überzogen, das im Alter verschwindet;
Hut: bis 5,5 cm breit, schleimig und klebrig, beigegrau, ungezont;
Stiel: bis 5 cm lang und 1,6 cm breit, basal stets verjüngt, etwas glitschig, aber weder schleimig noch klebrig, cremefarben;
Lamellen: habituell herablaufend, gedrängt, cremefarben;
Fleisch: cremeweiß;
Geruch: schwach obstig;
Milch: weiß, eingetrocknet hellgelb;
Geschmack: Milch auf der Zungenspitze zuerst stark adstringierend und nach wenigen Sekunden brennend scharf (echt höllisch!); mit KOH unveränderlich;
Sporenpulver: IIc;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
HDS: ca. 175-250 µm dickes Ixotrichoderm, Zellen senkrecht aufsteigend, parallel, nur wenig verflochgen, locker in dicker Gelschicht, teils auch mit Gelmantel, aber intakt, septiert, schlank, ca. 2-3,5 µm breit, mit abgerundeten, selten etwas keulig erweiterten, bis an die Oberkante reichenden Enden; darunter eine Schicht aus dicht gepackten, zylindrischen, liegenden Zellen; Pigment unauffällig, sehr blass, nirgends deutlich inkrustierend;
Sporen: ellipsoid, zebriert-gratig, aus teils ziemlich langen Graten und wenigen isolierten Warzen, Grate teils nur wenig (Sporen dann zebriert wirkend), teils stark verbunden und dann gratig-teilnetzig, ganze Maschen nicht häufig, aber ohne Schwierigkeiten zu finden; Ornament kaum über 1 µm hoch; Maße: 9,0 x 7,0 (8,2-9,5 x 6,5-7,5), Q=1,29;

Beste Grüße
Hias

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