[ Thread ansehen ] [ Zurück zum Index ] [ Vorheriger Beitrag ] [ Nächster Beitrag ]

Pilze Pilze Forum Archiv 2000

Re: Gyromitrin/Helvellasäure

Geschrieben von: Thomas Pruß
Datum: 13. November 2000, 09:36 Uhr

Antwort auf: Re: Gyromitrin/Helvellasäure (tom)

: Hallo Interhias,

: In meinem "Mitteleuropäische Giftpflanzen und ihre Wirkstoffe" von
: Habermehl/Ziemer steht zu Helvellasäure: "Die seit 1885 in der
: Literatur immer wieder erwähnte Helvellasäure gibt es nicht. Neuerer
: Untersuchungen haben gezeigt, daß für die
: Giftwirkung...N-Methyl-N-fomylacetaldehyd-hydrazon verantwortlich ist,
: das...Gyromytrin genannt wurde".

: Weiter/vielleicht kannst Du damit was anfangen, bei mir hörts da auf:
: "Hydrazinderivate wirken hemmend auf die pyridoxalabhängige
: Enzymsynthese, in deren Folge die Synthese von GABA und der Abbau von
: biogenen Aminen gehemmt wird. Hydrazinderivate vermögen darüberhinaus
: Nukleinsäuren zu alkylieren; das Gyromitrin ist somit als potentiell
: kanzerogen und teratogen einzustufen".

: Formel Gyromitrin: CH3-CH=N-N-CHO-CH3 (letzterer Methylrest ist am N
: gebunden)

Oh, sel’ge Zeit der Biochemie-Vorlesungen an de Uni,
man fragt sich ja immer, wozu soll’s gut sein. Dazu:

„Hydrazinderivate wirken hemmend auf die pyridoxalabh. Enzymsynthese…“:
Beim Abbau von Eiweißen (Proteinhydrolyse) spielt ein Co-Enzym namens Pyridoxalphosphat eine Rolle, das sich vom Pyridoxin ableitet. Pyridoxin ist Vitamin B 6. Das Co-Enzym ist notwendig für bestimmte Transaminasen. Das wiederum sind Enzyme, die die Aminogruppe eine Proteins auf andere Verbindungen übertragen können.
GABA ist Gamma-Amino-Buttersäure, biogene Amine ebenfalls Abbauprodukte beim Proteinabbau. Amine sind meist krebserregend und der Körper hat verständlicherweise deshalb höchstes Interesse daran, sie so schnell wie möglich loszuwerden.
Wenn also Gyromitrin schon so gravierend in die Synthese der für den Proteinabbau so wichtigen Enzyme eingreift, sind die Folgen natürlich fatal.
Eine Alkylierung der Nukleinsäuren führt zu einem Stopp bei der Ablesung oder zu einer Fehlablesung an der Stelle der DNA, wo sie stattgefunden hat.
Potentiell kanzerogen bedeutet, dass das Gyromitrin krebsauslösend ist, teratogen, dass es bei Schwnagerschaften zu Mißbildungen des Fötus führt.
Grüsslis
Thomas

Beiträge in diesem Thread

Bischofsmützen -- Interhias -- 10. November 2000, 19:34 Uhr
Re: Bischofsmützen -- bleem -- 10. November 2000, 20:06 Uhr
Gyromitrin/Helvellasäure -- Interhias -- 11. November 2000, 11:55 Uhr
Re: Gyromitrin/Helvellasäure -- bleem -- 11. November 2000, 12:30 Uhr
Re: Gyromitrin/Helvellasäure -- tom -- 11. November 2000, 12:32 Uhr
Genial! -- Interhias -- 12. November 2000, 11:28 Uhr
Re: Gyromitrin/Helvellasäure -- Thomas Pruß -- 13. November 2000, 09:36 Uhr
Hohenheim taugt also doch was!! :)) *oT* -- tom -- 13. November 2000, 16:48 Uhr
Re: Bischofsmützen -- uli prokop -- 11. November 2000, 06:07 Uhr
Re: Bischofsmützen -- Interhias -- 11. November 2000, 10:00 Uhr

[ Thread ansehen ] [ Zurück zum Index ] [ Vorheriger Beitrag ] [ Nächster Beitrag ]

Pilze Pilze Forum Archiv 2000 wird administriert von Georg Müller mit WebBBS 5.12.