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Re: unbekannter Blätterpilz *PIC*

Geschrieben von: Till
Datum: 5. Oktober 2015, 21:42 Uhr

Antwort auf: unbekannter Blätterpilz *PIC* (Till)

: Ja, auch wenn es zu klein ist, probiere ich es mal:

Unbekannter Blätterpilz aus dem Anzenberger Holz bei Aschau/Inn

Till R. Lohmeyer

Da beschäftigt man sich ca. vier Fünftel seines Lebens mit den Pilzen – und dann wird einem eine Art gebracht, die sich sämtlichen Bestimmungsbemühungen entzieht. Gut, bei den Cortinarien (Schleierlingen) ist so etwas gang und gäbe, und das gilt auch für eine Reihe kleiner Braunsporer, doch das sind halt Pilze, die mir nicht besonders liegen. Wenn ich mich dann ausnahmsweise doch mal ersthaft mit einem von ihnen befasse, komme ich in der Regel wenigstens zu einer Untergattung oder einer Artengruppe. Bei dem rätselhaften Weißsporer aus dem Anzenberger Holz, einem durchaus ansehnlichen Exemplar, stehe ich jedoch vor einem Rätsel.

Am Ende unserer Exkursion drückte mir ein Teilnehmer, der zum ersten Mal mit uns unterwegs war, einen Lamellenpilz in die Hand, bei dem mir vom ersten Moment an klar war, dass ich so etwas noch nie gesehen hatte. Hier die wichtigsten Merkmale:

BRD-BY-MÜ 7740-3, Anzenberger Holz n. von Aschau am Inn, um 530m ü. NN, 26.09.2015
Einzelexemplar. Der genaue Fundort ist nicht mehr nachvollziehbar. Im Gebiet dominieren Fichten, Kiefern und Birken.

Hut 9,5cm breit, flach trichterförmig mit genabelter Mitte und gewelltem, ungerieftem Rand; Oberfläche wie feines Wildleder, unter der Lupe wie bereift, am Rd. z. T. feinhaarig, stumpf porphyrbraun oder -braungrau (wie Porphyrellus pseudoscaber, exakt wie Russula anthracina bei Marxmüller "Russularum Icones" 2014, Bd. 1, Tf. S. 69, Exemplar oben rechts, Mitte des Hutes).

Lamellen auffallend entfernt stehend und sehr breit am (sehr dünnen) Hutfleisch mit adernartigen Stegen untereinander verbunden, zunächst weiß erscheinend, aber bei näherem Betrachten mit deutlichem buttergelbem Ton; auf Druck nicht fleckend; eher spröde als wachsartig-weich; am Stiel gerade angewachsen, ohne „Burggraben“, nicht herablaufend. Geruch zunächst unauffällig, nach einem Tag etwas muffig, ohne klassische Komponenten wie Mehl oder Seife. Geschmack mild.

Stiel 3,8cm lang, maximal bis 1,5cm breit, oben auf ca. 1cm grau bereift, darunter leicht angeschwollen und braunrindig.

Mikromerkmale: Lamellenschneiden fertil, ohne Cheilozystiden, Basidien viersporig. Sporen je nach Lage breit- bis schmalellipsoid und tropfenförmig zugespitzt, inamyloid, nicht dextrinoid, nicht metachromatisch, meist zwischen 5,2 und 7um lang und +- 4um breit, mit markantem Apiculus; wenn noch an den Basidien oft mit einem großen Öltropfen. Hyphen der Huthaut zylindrisch, verzweigt, mit Schnallen. Sporenpulver weiß.

Bestimmungsversuche: Spontan dachte ich an einen Krempentrichterling (Leucopaxillus) aus der Gruppe um L. gentianeus (die Abb. 42.7A bei Ludwig I passt habituell recht gut) Die Gattung hat jedoch amyloide, meist auch warzige Sporen. Ähnlich negativ verlief die Suche bei den Weichritterlingen (Melanoleuca), die ebenfalls amyloide, warzige Sporen besitzen, außerdem passte die Beschaffenheit der Huthaut nicht. Bei den größeren Raslingen (Lyophyllum) findet man andere Sporen und meist Cheilozystiden sowie glatte Hüte und oft auch verfärbendes Fleisch. Der Schneckling Hygrophorus camarophyllus sieht ebenfalls ähnlich aus, hat aber größere Sporen, herablaufende Lamellen und eine glatte Huthaut sowie eine andere Lamellentrama

Hat jemand da eine Ahnung?
Schöne Grüße, Till

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