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Re: unbekannter Blätterpilz (da nebenan...)
Geschrieben von: Till Antwort auf: Re: unbekannter Blätterpilz (da nebenan...) (Beorn)
Datum: 5. November 2015, 13:40 Uhr
Hallo, ich möchte noch mal auf den unbekannten Blätterpilz aus Südostbayern zurückkommen. Inzwischen habe ich eine Abbildung gefunden, die nahezu 100%ig mit unserem Pilz übereinstimmt. Wer den Band "Arctic & Alpine Fungi - 2" von Gro Gulden und Kolbjörn Mohn Jenssen besitzt, kann sich mal auf S. 17 das Foto von Clitocybe lateritia Favre anschauen. Da stimmt makroskopisch eigentlich alles, außer vielleicht der Lamellenansatz, der im Text als "herablaufend" bezeichnet wird. Auf dem Bild ist diese Eigenschaft aber eher schwach ausgeprägt ("breit angewachsen bis kurz herablaufend" würde ich das nennen). Optimal passen die entferntstehenden, aderig verbundenen Lamellen, die farblich in deutlichem Kontrast zu Hut- und Stielfarbe stehen, und die Beschaffenheit der Huthaut, die als "pubescent to felty" bezeichnet wird. Die Probleme sind die Sporen (deutlich zu groß!) und der "arktisch-alpine" Habitat. C. lateritia ist auch im "Pilzkompendium 3" dargestellt, aber irgendwie kann ich die beiden Darstellungen nicht in Einklang bringen. Ob das wirklich die gleiche Art ist wie bei Gulden & Co.?? Nach Ludwig wäre ich jedenfalls nie auf C. lateritia gekommen. Meine weiteren "Ermittlungen" haben mich dann zur Originalbeschreibung bei Favre (1955) geführt. Sie passt, wenn ich das richtig interpretiere, viel besser zur Beschreibung Ludwigs als zu den "Arctic ... fungi". Die Lamellen sind "stark herablaufend", der Habitus typisch trichterlingsförmig mit anderer Stiellänge/Hutbreite-Relation, und in der Farbe sind rötliche/rotbraune Töne eingemischt, die bei unserem und dem nordischen Pilz fehlen. Unter dem Strich ist die Originaldiagnose nicht mit unserer Art vereinbar. In seinen Anmerkungen erwähnt Erhard Ludwig nun eine Clitocybe sublateritia Bon, eine größere, mediterrane Art mit "breiten, samtigen bis fast wolligen, dunkelbraunen Hüten und gleichfarbigem Stiel. Lam. fast entfernt, weißlich, dann creme-ockerlich." Die Sporen sind kleiner als bei lateritia - allerdings hat der Pilz angeblich "zyl.-gewundene bis koralloide CheiloZ." "Mediterran" klingt für den Rand des warmen Inntals defintiv besser als "arktisch-alpin". Hat jemand vielleicht Zugang zu Docum. mycologiques 102, S. 17 und / oder Flore mycologique d'Europe 4, S. 45 + Tf. I-F ?? Vielleicht ist das die richtige Piste??? Danke für eure Geduld - aber irgendwie finde ich es auch spannend, so einem Rätselfund kollektiv auf die Schliche zu kommen ... Till
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