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Pilze Pilze Forum Archiv 2003

Re: Agaritin -Panikmache oder ernstzunehmendes Ris

Geschrieben von: Gerd-A
Datum: 29. Juli 2003, 01:18 Uhr

Antwort auf: Agaritin -Panikmache oder ernstzunehmendes Risiko? (EricS)

Hallo Eric,

Zitat:
: Ich habe heute von einer Publikation gelesen (im Journal 'Cancer Research'),
: in der über cancerogene Inhaltsstoffe von Zuchtchampignons berichtet
: wurde. So erkrankten in Tierversuchen Labormäuse bei Fütterung mit rohen
: Agaricus bisporus an Krebs, was auf das darin enthaltene Agaritin
: zurückgeführt wird.

Antwort:
Nicht das Agaritin ist das Problem, sondern einige Derivate, die durch chemischen oder biologischen Abbau des Agaritins entstehen.

Welchen Schluss man daraus für sich persönlich ziehen sollte, sei jedem selbst überlassen.
---> Zumindestens sollte man prüfen, ob man in Zukunft auch auf den Rohgenuss von Champignons (z. B. Reinschnippseln in Salat) verzichten sollte.
---> Denn, es sollte eigentlich bekannt sein, das fast alle - auch ausgezeichnetet Speisepilze - meist gastrointestinal wirkende oder blutzersetzende Gifte enthalten, die durch Erhitzung zerstört werden.

Liebe Grüße Gerd

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Und, damit sich jeder selbst ein Bild machen kann:

Nachfolgend ein Auszug, den H. Clémencon in "TOXIKOLOGISCHE LITERATUR-RÜCKSCHAU:. AGARITIN, MYCOLOGIA HELVETICA, VoL2 No2, pp.267—275 (1987)" zusammengestellt hat, wobei ich die Literaturzitate () entfernt habe:

"Seit einem Jahrzehnt bemühen sich Chemiker und Krebsforscher festzustellen, ob das im Kulturchampignon Agaricus bisporus enthaltene Hydrazinderivat "Agaritin" mutagen oder gar krebserregend ist. Mit Hilfe des Dokumentationsdienstes UNIDOC der Universitätsbibliothek Lausanne wurden 24 Publikationen zu diesem Thema erfasst, von denen 20 zur Auswertung für die vorliegende Rückschau geeignet waren.

Der CHEMIE des Agaritins sind 6 Arbeiten gewidmet ().
Mit dem NACHWEIS des Agaritins befassen sich die Veröffentlichungen Nr. .... Es geht daraus hervor ...
Der TOXIKOLOGIE widmen sich neun Veröffentlichungen, ...

Es geht daraus hervor, dass das Agaritin selbst nicht oder nur sehr schwach krebserregend ist (), wohl aber einige seiner Derivate, die durch chemischen oder biologischen Abbau des Agaritins entstehen (). Agaricus bisporus besitzt ein Enzym, das diesen Abbau im lebenden Pilz beschleunigt (), so dass die Pilze in verschiedenen Graden krebserzeugend sein können. Durch den Abbau des Agaritins wird die Mutagenität (im Bakterientest) um das 8-l6fache gesteigert (), die Krebserzeugung (bei Mäusen) um das 2-6fache ().

Die HANDELSPILZE wurden in frischer, gefrorener, getrockneter und in Büchsen eingemachter Form untersucht (). Es folgt aus diesen Untersuchungen, dass junge Pilze mehr Agaritin enthalten als alte (), die frühen Ernten eines Kulturansatzes weniger als die späten Ernten (), und dass auf synthetischem Kompost gewachsene Champignons stärker agaritinhaltig sind als die auf natürlichem Kompost gewachsenen (). Der Agaritingehalt der Frischpilze wird als 400-700 mg/kg (), 94-629 mg/kg () und 330-1730 mg/kg () angegeben.
Im Kühlschrank verlieren die Frischpilze in einer Woche 2-47% () oder bis 68% () ihres Agaritins. Eine andere Analyse zeigte, dass sie nur noch 0,33 mg/kg enthalten (). Büchsenpilze enthalten 87% weniger Agaritin als Frischpilze (), aber immerhin noch 1-55 mg/kg (), während der Saft in der Büchse 3-103 mg/l Agaritin enthält (). Nach Abbrühen enthalten die Pilze nur noch 1/3 () bis 2/3 () oder gar nur 5% () ihres Agaritins. Trockenpilze enthalten die höchsten Werte, nämlich 2,11-6,9 g/kg. Aufbewahren, Gefrieren und Abbrühen reduzieren zwar den Agaritingehalt, aber da dessen Abbauprodukte krebserzeugend sind, bedeutet das unter Umständen eine Erhöhung der Krebsgefahr, besonders dann, wenn lebende Pilze, die ja ein Abbau- Enzym enthalten () längere Zeit gelagert werden.

Die VERBREITUNG des Agaritins bei verschiedenen Pilzarten wurde 3 mal untersucht (). In 43 essbaren Pilzen der Gattungen Agrocybe, Amanita, Armillaria, Boletus, Calocybe, Cantharellus, Clitopilus, Coprinus, Craterellus, Flammulina, Hirneola, Hydnuin, Hygrophorus, Kuehneroinyces, Lactarius, Langermannia, Leccinum, Lentinus, Lepista, Leucoagaricus, Lycoperdon, Macrolepiota, Marasmius, Morchella, Pleurotus, Russula, Sarcodon, Stropharia, Suillus, Tricholoma, Tuber, Volvariella und Xerocomus wurde kein Agaritin festgestellt, wohl aber in 11 Agaricus-Arten, nämlich A. arvensis, augustus, bisporus, bitorquis, campester, edulis, excellens, macrosporus, niveolutescens, perrarus, silvicola, subperonatus und vaporarius (.). Nur 5 Agaricus-Arten, die aber aus andern Gründen für die industrielle Kultur kaum in Frage kommen, enthalten nicht mehr feststellbare Mengen oder gar kein Agaritin, nämlich A. haemorrhoidarius, langei, meleagris, silvaticus und xanthoderma ()."

Es folgen Kurzfassungen der 20 ausgewerteten Publikationen.

Beiträge in diesem Thread

Agaritin -Panikmache oder ernstzunehmendes Risiko? -- EricS -- 28. Juli 2003, 15:34 Uhr
Re: Agaritin -Panikmache oder ernstzunehmendes Ris -- harald andres schmid -- 28. Juli 2003, 17:12 Uhr
Re: Agaritin -Panikmache oder ernstzunehmendes Ris -- Gerd-A -- 29. Juli 2003, 01:18 Uhr
Re: Agaritin -Panikmache oder ernstzunehmendes Ris -- Thomas Pruß -- 29. Juli 2003, 09:37 Uhr
Problem -- EricS -- 29. Juli 2003, 14:18 Uhr
Re: Kahler Krempling -- Helmut -- 29. Juli 2003, 23:27 Uhr

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