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Re: Bestimmungshilfe

Geschrieben von: Stephan Weißer
Datum: 7. September 2015, 14:10 Uhr

Antwort auf: Re: Bestimmungshilfe (Snowwhite)

Hallo Rebecca,
meiner Meinung nach müssen Leute wie du und ich, wenn es um das Schießen von Pilzbildern geht, um die fototechnische Seite nicht so einen Kult treiben. Die Technik wird mE vielfach überbewertet, und letztlich ist man Pilzfachmann und kein Fotofachmann. Bei mir sind Pilzfotos immer nur "Beweisfotos" meiner Funde, nicht mehr, insbesondere keine Fotokunstwerke.

Hier habe ich einmal zwei Fotos von Korallen für dich, das erste geschossen zum Anfang meiner hobbymykologischen Karriere, das zweite vor zwei Wochen, als wir uns an der Zugspitze trafen. Beide Fotos entstanden mit einer Digitalknipse der 100- bis 200-Euro-Klasse der Marke Nikon mit fast identischer Qualität und Ausstattung.

Am ersten Foto ist so gut wie alles schlecht, angefangen von der Wahl des Bildausschnittes über die Wahl der Bildperspektive, die Entfernung des Objektes von der Kameralinse bis hin zur mangelhaften Bildschärfe. Es ist obendrein gegen das Licht fotografiert. Das einzig Erträgliche ist die relative Farbechtheit.

Mit dem zweiten Foto bin ich dagegen zufrieden. Für die Nachbestimmung taugt es allemal. Du warst live dabei, als es entstand. Ich habe es ohne Stativ, nur mit abgestützter Hand geschossen. Technische Hilfsmittel waren keine dabei, keine Aufheller, keine Aluspiegel,... Das Foto ist nicht mit irgendwelchen Fotoprogrammen nachbearbeitet worden, und es ist schon auf 150 KB runterkomprimiert.

Wo liegen nun die fototechnischen Unterschiede zwischen Bild 1 und Bild 2?
1) Ich nutze den Scharfstellomat der Kamera (Symbol Grüne Blüte). Der wird mir auf dem Monitor durch Rechtecke angezeigt. Ideal ist es, wenn möglichst viele Rechtecke auf dem Pilz und keine daneben sind.
2) Ich nutze den Anti-Verwackelomat, den die heutigen 100-Euro-Digitalkameras alle haben.
3) Ich achte darauf, dass zwischen Linse und Objekt nicht irgendwelche Grashalme, Blätter o. ä. geraten. Diese irritieren sowohl den Scharfstellomat als auch den Anti-Verwackelomat.
4) Ich lege mich zum Fotografieren hin.
5) Ich schieße erstmal aus der abgestützten Hand und betrachte das Ergebnis am Monitor. Bin ich damit nicht zufrieden, nehme ich das Stativ (so ein flexibles von JOBY oder ähnlichen Marken) und verwende den Selbstauslöser (10-Sek-Verzögerung), den heute jede 100 Euro-Digicam hat.
6) Ich blitze nie. Wird das Foto dunkel, ist es eben dunkel. Ist es im Wald so dunkel, dass man blitzen müsste, nehme ich die Pilze mit und fotografiere sie an einem helleren Ort. Man kann die Pilze schließlich anderswo wieder hinstellen, das machen alle Anderen auch so.
7) Ich nutze die Beleuchtungskorrektur der Kamera (die meisten 100-Euro-Digicams haben eine Skala von +2 bis -2). Meistens ist im Wald mit normalem Licht die Einstellung -1 bis -1,5 im Hinblick auf die Farbechtheit optimal.
8) Ich fotografiere nie in der prallen Sonne. Auch hier nehme ich die Pilze an einen anderen Ort mit.

Mir ist klar, dass Fotofachleuten bei diesen Aussagen die Haare zu Berge stehen könnten, aber ich denke trotzdem, dass dies für unsereins die richtige Denke ist.

Liebe Grüße und viel Erfolg beim Pilzeknipsen
Stephan

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