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Re: Inocybe: DNA im Vergleich Morph u. Mikrosk.

Geschrieben von: Violet
Datum: 29. März 2015, 10:35 Uhr

Antwort auf: Inocybe: DNA im Vergleich Morph u. Mikrosk. (Mani Walter)

: Hallo Ditte

: Danke vielmals für deine Darlegungen betr. Vergleich der herkömmlichen zur
: DNA-Bestimmung.
: Dann würde ich dies so beurteilen: 1. Teil vordefinierte Merkmale mittels
: klassischer Bestimmung erfassen, festlegen, oder einem möglichen xy-Clade
: zuordnen; natürlich an frischen mit Fotos erfassten Fruchtkörpern
: Im 2. Teil wird nach den DNS - Analysen unterschieden und klassiert nach
: Arten X bis Y; auch mit Exsikkaten möglich
: Im 3. Teil ist namentlich bei Grenzfällen zu entscheiden, ob neue oder
: bekannte Art, passend zu 1. und 2., gefunden oder ob zwei oder mehr bisher
: unterschiedliche Arten synonymisiert werden können/müssen. ==> Neuer
: Name?
: Teil 4. entspräche der Nachkontrolle wieder mit der klassischen Analyse und
: zwingender Übereinstimmung mit einer Spezies von Teil 3. ...........

: Wie siehst du das nun? Haben wir bei den Inocybes schon Halbzeit erreicht?

: Danke nochmals und beste Grüsse Mani

Sorry, lieber Mani, für die verspätete Antwort, ich war gestern den ganzen Tag unterwegs.
Letzte Frage zuerst: nein längst keine Halbzeit, ich würde sagen, wir beginnen die Spitze des Eisberges abzutragen. Und mit wir meine ich alle, die sich der Inocyben mit Hilfe der DNA-Analysen annehmen.
Es gibt zwei Vorgehensweisen: sich jeweils immer nur ein Bröckchen, also eine "Artengruppe" vorzunehmen und die jeweiligen Holotypen zu analysieren. Einer der letzten Artikel von Kokkonen, Vauras und Co hat sich beispielsweise mit der Gruppe um leiocephala beschäftigt, die derzeit als einzige Art aus dem Komplex anerkannt war. Der Artikel hat nun aus dieser einen Art wieder sechs gemacht bzw. bewiesen, dass alle sechs eigene Arten sind! Und die Autoren ergänzen, dass noch mehr Arten darin stecken.
Die andere Vorgehensweise - und so machen wir es mit unserem Projekt - ist möglichst viele Arten zusammenzusammeln - wobei uns sehr sehr viele liebe Menschen, wie etwa Hartmut - wunderbar unterstützen! Ich erstelle von jeder Art zunächst eine Tafeldoku mit Mikrobild, jede wird analysiert. So entsteht ein Puzzlebild, das schon in sich äußerst aussagekräftig und wertvoll ist. Und je mehr Arten man hat, desto leichter wird das Puzzle - und außerdem wird immer deutlicher, wo man überzählige Teilchen hat. Diese überzähligen Teilchen sind entweder neue Arten oder solche, die in keinem der gängigen Schlüssel vorkommen,weil es etwa eine nordamerikanische Art ist oder eine alte, inzwischen synonymisierte.
Und dann müssen die fraglichen Arten mit Holotyp oder Neotyp etc. abgeglichen werden, soweit das möglich ist. Und ein neuer Schlüssel erstellt etc etc etc
Also das alles dauert viele Jahre.
Die DNA-Analyse ist aber nur eine Hilfe, sie wirft einem keineswegs immer den passenden Namen aus, wenn man nicht weiter weiß. Oft ist es eine Einzelsequenz, in anderen Fällen steht meine Bestimmung gegen die eines anderen, oder das Ergebnis passt nur zu 98% usw. usw.
Was aber eine riesige Hilfe ist - geradezu unschätzbar, ist ein "All-Inocybe-Baum". Bernd Oertel hat also in riesiger unglaublich aufwendiger Kleinarbeit alle guten Sequenzen die von Inocybe zugänglich sind zusammengesammelt und zu einem Gesamtbaum zusammengefügt, der ausgedruckt inzwischen mehr als 50 enggedruckte Din-A-4-Seiten umfasst. Dieser Baum wird mit unseren eigenen und fremden Sequenzen ständig ergänzt - und er lässt u.a. erkennen, wie viele Arten jeweils zusammengehören.
Das nur eine möglichst kurzgefasste Erläuterung....
Ich wünsch dir einen schönen Sonntag,
herzlich,
Ditte

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