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Rötlingsproblem

Geschrieben von: UmUlmHerum
Datum: 20. Mai 2019, 18:13 Uhr


Hallo miteinander!

Seit 1 Woche plage ich mich erfolglos mit einem kleinen Rötling herum, und das, obwohl er durchaus griffige Merkmale hat, wie einen ausgeprägten kleinen Buckel in jedem Alter, aber für "alles" zu kleine Sporen. Zwischenzeitlich suchte ich bei den höckersporigen Risspilzen, aber die (z.T. langgeschnabelten) dünnwandigen Zystiden und der dünne hohle Stiel passen nirgends dazu. Könnt Ihr mir weiterhelfen?

Damit Ihr seht, um was es sich handelt, hier zwei Bilder von einer Gruppe, aufgenommen im Abstand von 5 Tagen, erst nass, dann trocken:
Bild 1:
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Da fängt das Bestimmungsproblem schon an: Eine Entoloma, die feucht gestreift ist und trocken wie eine nicht-hygrophane Inocybe aussieht, und dann noch dieser stete Buckel...

Habitat:
Typischer "Morchelwald" in der Nähe der Donau oberhalb von Ulm (ich war auf der Suche nach Morchelbecherlingen, die dort normalerweise zu finden sind). Diese Rötlinge standen an zwei Stellen (Abstand gut 50 m) innerhalb dieses einen Forstwegs. Boden kalkhaltig, humos, nicht stark verdichtet. Ich vermute eine Beziehung zu dem feinblättrigen Moos auf Bild 3.
Bild 2:
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Bild 3:
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Vorkommen: Einzeln, gesellig oder auch büschelig (wollte 1 Frk. rausziehen und hatte 2 Frk. in der Hand – an der Stielbasis verwachsen). Am ersten Standort auf 5 m eine 4er-Gruppe und zwei einzelne; am zweiten Standort auf 2 qm über 50 Exemplare in jeder Altersstufe.

Makro-Beschreibung:
Hut: Ø 10...20(25) mm; anfangs glockig, dann aufschirmend, der Rand kann sogar hochstehen, Rand zwischen den Lamellen oft gewellt, immer mit markantem Buckel. Feucht gestreift bis zur Papille (wirkt dann glatt) – fuchsig-braun; trocken deutlich gefasert – graubraun mit seidigem Glanz; Buckel meist dunkler (fast schwarz) und gröber faserig; im Alter oft eingerissen wie bei Inocybe. Trama sehr dünn.
Lamellen: Stark ausgebuchtet mit kleinem Zahn angewachsen; sehr bauchig; eher dicklich und rel. entfernt stehend; nur 1 (-2) Zwischenlamellen, ca. 20-22 Lam. erreichen den Stiel; jung cremeweiß, alt braun.
Stiel: Ø 2...2,5 mm, Länge 30...45 mm; immer hohl bis zur Spitze; meist leicht gedreht, rillig und faserig, brüchig; Basis leicht verdickt – an der Erdoberfläche mit weißlich, teils rötlichen "Borsten" (Länge 1...3 mm); an der Spitze weißlich bereift; ansonsten silbrig graubraun, im Alter dunkler – Farbe wie Hut.
Geruch: unauffällig; Geschmack: an Fleisch erinnernd (nicht mehlig, nicht bitter); bei beginnender Verwesung deutlich nach vergammeltem Fleisch riechend.

Alle Teile des Pilzes schwärzen bei stärkerer Berührung, kommt mir aber wie Verwesung vor – die Trama ist sehr wässrig!

Hier noch eine Auswahl von Makro-Aufnahmen, um die Vielfalt der Erscheinungsformen darzustellen:
Bild 4:
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Bild 5:
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Bild 6:
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Bild 7:
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Mikro-Beschreibung:
Sporen: 5-6-eckig mit großem Apiculus, heterodiametrisch; gemessen 25 Sporen von 3 Frk. aus beiden Aufsammlungen/Standorten: (7,7) 8,5 (10,3) x (5,6) 6,3 (7,7)
Basidien: (2-, 3- und) 4-sporig, keine basalen Schnallen gefunden
Cheilozystiden: auf und im näheren Bereich der Lamellenschneiden teilweise zahlreich, manche Lamellen ohne Cheilos; vielgestaltig in Form und Größe: zumeist irgendwie geschnäbelt – von Mini-Schnörpfel (mucronat) bis zu sehr langen Flaschenhälsen (lageniform), die aber auch etwas kopfig sein können, oder fusiforme Cheilos, siehe Fotos.
Huthaut: Kutis mit gut entwickelter Subkutis bzw. Übergänge zwischen einer Kutis und einem Trichoderm; herausstehende Hyphenenden abgerundet und in Richtung Papille weisend ("aufsteigend"); oberste Hyphenschicht mit Ø 8...10 µm, stellenweise inkrustiert, teilw. vakuloläres Pigment, wenige Septen; Subkutis-Hyphen 15...25 µm.
Stiel: lange, schlanke Hyphenstränge mit Ø 3...5 µm, regelmäßig septiert; im Bereich Stielbasis dickere und verzweigte, gebogene Hyphen.

Nirgends Schnallen gesehen, Pigment im Hut inkrustiert bzw. auch in Vakuolen.

Bild 8:
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Bild 9:
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Bild 10:
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Bild 11:
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So, das war jetzt eine Menge Input ... hoffentlich liest überhaupt jemand bis zum Schluss.
Ich verzichte auf eine Diskussion all der Arten, die ich schon über die Schlüssel von GpBW und MOSER in Betracht gezogen und wieder verworfen habe – es bleibt das Resümee:

Feucht(!) gestreifter Hut mit Ø max. 25 mm + dünner Stiel mit Ø 1...2,5 mm + filzige HDS + auffälliger Buckel + nicht bitter oder mehlig schmeckend + so kleine Sporen (8,5 x 6,3) + Pigmente + keine Schnallen = Nirwana

Aber vielleicht hat ja doch jemand eine Idee....

Schon mal Danke & viele Grüße – Rika

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