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Re: Die Legende vom giftigen Ritterling - Teil 2
Geschrieben von: Stephan Weißer Antwort auf: Die Legende vom giftigen Ritterling - Teil 2 (Ingo)
Datum: 29. September 2010, 12:46 Uhr
Hallo Ingo,
Was mir als jemandem, der bis vor drei Jahren den Grünling noch nie gesehen hatte, bisher schon an unterschiedlich aussehenden Pilzen als Grünling gezeigt und bezeichnet wurde, erinnert mich stark an das, was in analoger Weise alles unter "Weißbrauner Ritterling" (T. albobrunneum) oder "Gelbgrüner Ritterling" (T. sejunctum) läuft. Beim Weißbraunen, wie auch schon lange bei den Erdritterlingen oder den Weißritterlingen, ist man sich mittlerweile sicher, dass es eine Zusammenfassung verschiedener Einzelarten ist (T. striatum, fracticum, pessundatum, stans, suffocatum...). Beim "Gelbgrünen" sind es bisher nur Variationen (sejunctum, coniferarum, viridilutescens, avernense...) und beim Grünling noch gar nichts. So lange der "Gift-Grünling" (ich nenne ihn mal so) aber noch nicht korrekt definiert oder gar mit klaren Merkmalen bezeichnet und gegenüber dem "Ess-Grünling" abgegrenzt ist, halte ich das Risiko für sehr hoch. Das zumindest muss der Pilzberater dem Sammler auch so erklären. Natürlich ist es dabei wenig hilfreich, wenn man "den Grünling" in Bausch und Bogen als tödlichen Giftpilz bezeichnet, wie ich dies schon von manch übereifrigem PSV gehört habe. Die wahre Problematik wird durch solche Aussagen eher verschleiert. Wenn dieser Herbst tatsächlich zu Rekordernten beim Grünling führen sollte (bisher war 2010 jedenfalls schon bei vielen Arten das Jahr der Rekordernte), müsste sich eine signifikante Zunahme bei den Rhabdomyolyse-Syndromen ergeben, etwa so wie in guten Knollenblätterpilz-Jahren auch die Zahl der einschlägigen Vergiftungen in die Höhe schnellt. Man müsste also in diesem "Wenn-nicht-jetzt-wann-dann"-Jahr genau nachforschen, ob es tatsächlich eine solche Häufung in den betreffenden Gebieten (Nordostdeutschland, Franken...) gibt. Ferner sollten alle Hobbymykologen, die oft mit Grünlingen zu tun haben, vielleicht diese Art besonders genau unter die Lupe nehmen, damit das seit Jahren andauernde Rätsel um einen doch offensichtlich guten und ergiebigen Speisepilz gelöst werden kann. Freundliche Grüße
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