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Pilze Pilze Forum Archiv 2010
Legende? Wirklich? Nun gut...
Geschrieben von: Christoph Antwort auf: Re: Die Legende vom giftigen Ritterling - Teil 2 (Stephan Weißer)
Datum: 30. September 2010, 09:54 Uhr
Hallo Ingo, Stephan und alle Mitdiskutanten in der Runde, ob es sichbei den hier im Thread aufgezählten Taxa um Arten oder Varietäten handelt, lasse ich mal außen vor (wobei ich dieses "alles auf den ersten Blick ähnliche kann/darf/soll nur eine Varietät sein, nicht teile). Mir geht es zunächst um die Grünlinge und deren Giftwirkung (das Zusammenschmeißen der weiß- und gelbfleischigen Grünlinge ist mir immer schon suspekt gewesen - mittlerweile gibt es ja noch mehr Grünlingsarten... die Genetik wird da sicher helfen). Fakt ist, dass in Frankreich Menschen gestorben sind. Die Fälle sind belegt und publiziert und sollten hinlänglich bekannt sein. Fakt ist, dass in Frankreich Tierversuche durchgeführt wurden und die Grünlinge, die verwendet wurden, von einem Namhaften Mykologen bestimmt wurden, der sicherlich einen Grünling von Tricholoma aestuans unterscheiden kann (der wirklich anders aussieht - ich kenne ihn aus der Region Kehlkein, Inlandssanddünen bei Siegenburg). Fakt ist ferner, dass in Finnland weitere Versuchsreihen ausgeführt wurden und ebenfalls publiziert wurden. Hier wurden weitere, bekannte Speisepilze als potentielle Rhabdomyolyseverursacher erkannt, so auch der Fichtensteinpilz. Fakt ist zudem, dass in Japan Russula subnigricans (Ja, in Japan werden Schwärztäublinge gesammelt, gehandelt und gegessen) einige Rhabdomyolysefälle ausgelöst hat, dies aber nur auf einer Insel, nicht in ganz Japan. Zurück zum Grünling:
Vieles weiß man nicht, klar. Die Frage ist, wie oft hintereinander muss man in kurzer Zeit Grünlinge essen (und in welchen Mengen), bis eine Vergiftung auftritt?
Was macht man jetzt also? Ein Pilz hat Menschenleben gekostet (aufgrund des Verzehrs). Die physiologische Wirkung ist in mehr als einem Tierversuch bestätigt worden. Niemand weiß, was die kritische Menge an Grünlingen ist, um einen Menschen zu gefährden. Niemand weiß, ob die Wirkmenge nicht auch von Mensch zu Mensch verschieden ist... Also spekuliert man. Einmal essen ist ja sicher nicht schlimm. Zweimal geht vielleicht auch (einmal aufwärmen) - hat ja so gut geschmeckt... Wo zieht man die Grenze? Ich kann die Grenze nicht ziehen. Ich will das auch gar nicht. Wir haben genug gute Speisepilz - ich muss keinen Pilz verspeisen, der bereits Menschen getötet hat. Den Kick brauche ich nicht. Ich habe den Grünling einmal gegessen - bevor die Rhabdomyolysefälle bekannt waren. Und zwar in Polen. Ja, er hat gut geschmeckt, aber er war auch nicht so ultragigantisch, als dass ich nicht gut auf ihn verzichten könnte. Würde ich ihn aber beharrlich weiter essen wollen, da ja schonmal nichts passiert ist, könnte ich das natürlich tun. Halt in Form von Einzelgerichten, da hier ja noch kein Fall bekannt wurde. Das ist vielleicht auch harmlos, da die Wirkung vielleicht erst nach viermaligem Essen im Pfundbereich eintritt. Ich weiß das aber halt leider nicht sicher. Würde ich dann alle Meldungen, die medizinische Forschung, die Erfahrungsberichte als "Legenden" abtun und auf gut bairisch "an Schmarrn" nennen, würde ich mich bei meinem Essverhalten vielleicht sicherer fühlen. Aber das ermutigt andere, es mir gleich zu tun. Und was würde mir das bringen? Bestätigung, weil mehr Menschen ebenfalls Grünlinge essen? Braucht man das, bräuchte ich das? Nein, und deshalb bin ich vermutlich auch einer der etwas hysterischen PSV, die den Grünling als potentiell tödlich einstufen, ihm als Buchautor einen kleinen Totenkopf verpassen und dadurch ein PSV, der einfach auf Nummer sicher geht. Zudem bin ich nicht am Verhungern - ich "muss" keine Grünlinge essen. LG
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