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Re: Cortinarius vernus?

Geschrieben von: jesko
Datum: 11. April 2014, 09:20 Uhr

Antwort auf: Re: Cortinarius vernus? (Andreas)

Hallo Andreas,

: jetzt verwirrt mich die Diskussion aber ein wenig. Was hat denn Cortinarius
: erythrinus Fr. ss. orig. in der Diskussion für eine Rolle?

ja, es ist wie so oft ein wenig komplex:

: Wir sprechen doch über den Pilz, der Cortinarius vernus genannt wurde, weil
: er dem Cortinarius erythrinus bei RICKEN entspricht, der wiederum NICHT
: der originale erythrinus ist.

Genau!

: ...Was nun FRIES mit seinem erythrinus wirklich
: beschrieben hat, wird wohl nicht zu klären sein, aber es ist recht
: unwahrscheinlich, dass es sich um eine Art aus den Castanei handelt. Drum
: finde ich die Neotypifizierung ja so unsinnig.

Vielleicht auch hier ein Missverständnis: Es gibt - zumindest soweit mir bekannt ist - keinen Neotyp für C. erythrinus (eigentlich müsste man aber einen haben, um den Namen entweder verwenden zu können oder für die weitere Verwendung unbrauchbar zu machen). C. vernus ist NEU BESCHRIEBEN, also mit einem Holotyp, und hat mit C. erythrinus nur gemein, dass er (vermutlich) der C. erythrinus in der Interpretation Rickens ist. Ein nomenklatorischer Zusammenhang zwischen beiden Namen besteht nicht.
Wenn die Autoren von C. vernus (Lindström & Melot) freilich die in Europa weit verbreite, im Frühjahr fruktifizierende Sippe beschreiben wollten, dann waren sie bei der Auswahl ihres Holotyps in zweierlei Hinsicht etwas ungeschickt: Zum Einen haben sie eine im Spätsommer gesammelte Kollektion ausgewählt, was dann, wenn es tatsächlich mehrere schwer unterscheidbare Sippen in diesem Formenkreis geben sollte, dazu führen könnte, dass Cortinarius vernus, der "Frühjahrsschleierling", eine Sippe ist, die überhaupt nicht im Frühjahr fruktifiziert. Zum Anderen stammt die Typuskollektion aus einem Arboretum, was das Risiko mit sich gebracht hätte, dass man versehentlich eine Sippe "erwischt", die in Europa selten ist und nur adventiv vorkommt.
Die von mir in die Diskussion gebrachte Neotypisierung ist die von C. castaneus.

: Diese vernusse im Herbst mit den etwas größeren Sporen und dem etwas
: petersiligen Geruch habe ich immer als Cortinarius basiroseus
: angesprochen. So auch in der Ba.-Wü.-Flora. Vermutlich ist der dort noch
: getrennte C. petroselinus auch nix großartig anderes.

In der BW-Flora verzeichnest Du einen (eigenen) Nachweis für C. basiroseus (Nadelwald auf Kalk). Zu Morphologie und Größe der Sporen findet sich dort nichts. Sicher hast Du noch Aufzeichnungen. Die Originalbeschreibung habe ich leider nicht zur Hand.
Was Gunnars Herbstkollektion von vernus aus einem Buchenwald angeht, so sind die Sporen dort nicht einfach etwas größer, sondern die Intervalle bei der Sporenlänge zwischen dieser Kollektion und typischem vernus überlappen sich ja nicht einmal. Daher halte ich es für unwahrscheinlich, dass das vernus ist. C. petroselinus wurde in der Arbeit, in die var. nevadavernus beschrieben ist, mit C. vernus synonymisiert. Typus-Material zu diesem Taxon wurde freilich, soweit ich sehe, nicht herangezogen.

Viele Grüße,
Jesko

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