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Re: Cortinarius vernus?

Geschrieben von: jesko
Datum: 10. April 2014, 23:34 Uhr

Antwort auf: Re: Cortinarius vernus? (GH)

Hallo Gunnar,

als Habitat für C. roseipes wird Laubwald auf Kalk oder bei Helianthemum angegeben, die Sporen Deiner Kollektion passen nach meiner Einschätzung perfekt zu C. roseipes, zu C. vernus eben – gelinde gesagt – nur subperfekt ;-)
Bei der zweiten Kollektion aus dem Nadelwald würde ich einfach eine Form von vernus mit größeren Sporen vermuten, aber wenn es nicht so richtig passt, dann weiß man es natürlich nicht genau. C. vernus kommt im Laub- wie im Nadelwald vor, der Typus wurde bei Abies gesammelt. Vielleicht ist Eure Kollektion aber auch etwas anderes. Um die Variabilität der Sporengröße innerhalb einer Art zu erfassen, sind eben recht aufwändige Untersuchungen nötig, die bislang in diesem Formenkreis noch nicht vorliegen.

Was die Anwendbarkeit des Namens C. erythrinus für diese Art anbelangt, möchte ich nicht falsch verstanden werden – ich hatte die ganze Problematik ja erst ins Spiel gebracht, da ich gerade Melots nomenklatorische Standpunkte oft nicht nachzuvollziehen in der Lage bin. Nichts liegt mir zudem ferner, als die Wichtigkeit der Stabilität der Nomenklatur anzuzweifeln. Im Grunde genommen gilt bei diesen „alten“ Namen die (ungeschriebene) Regel, dass man eine gefestigte Interpretationstradition nicht aufgeben sollte, wenn keine unheilbaren Widersprüche zwischen Originalbeschreibung/Originalmaterial und der modernen Auffassung bestehen. Im Falle erythrinus ss. Ricken scheint es jedoch handfeste Ungereimtheiten zu geben. Fries (fide Melot) beschreibt eine Art mit rotbraunem Hut (inde „erythrinus“), verwendet hierbei wohl auch dieselbe Farbbezeichnung wie bei Lactarius rufus (!), von einem rötlichen/rötenden Stiel ist hingegen nirgends die Rede. Das wäre sicher nicht vernus. Den Beschreibungen der alten Meister darf man letztlich auch keine Gewalt antun! Bezüglich einer gefestigten Interpretationstradition zugunsten des Epithetons erythrinus führt Melot auch das Argument ins Feld, dass dieser Name ohnehin meist mit dem Zusatz „ss. Ricken“ gebraucht worden und somit de facto nicht für die Sippe akzeptiert worden sei. Weniger überzeugend finde ich allerdings Melots Argumente, warum für die Art nicht der sanktionierte Name castaneus verwendet werden sollte und eine dies möglicherweise stützende Neotypisierung (Reumaux & al.) sogar kurzerhand abgelehnt wird. Auch zur Ablehnung einer Neotypisierung braucht es wirklich stichhaltige Gründe, und das ist eine „geschriebene“ Regel.

Viele Grüße,
Jesko

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