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Re: Cortinarius vernus - Frühjahr/Herbst
Geschrieben von: jesko Antwort auf: Cortinarius vernus - Frühjahr/Herbst (Ulysses)
Datum: 16. April 2014, 23:42 Uhr
Hallo Josef, der Artikel, in dem C. vernus var. nevadavernus beschrieben ist, ist übrigens frei zugänglich, damit kann sich jeder selbst ein Bild machen. In dieser Untersuchung zeigten 8 Kollektionen dieselbe oder eine ähnliche ITS-Sequenz wie der Holotyp von C. vernus. Die damit untersuchten 9 Kollektionen zerfallen jedoch in zwei Gruppen, 4 wiesen fast dieselbe Sequenz wie der Typ auf, und diese wurden alle im Spätsommer/Herbst gesammelt, 5 wiesen etwas abweichende, aber untereinander ähnliche Sequenzen auf. Diese waren ausnahmslos Frühjahrskollektionen. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen ist allerdings nicht so riesig, dass er ohne Weiteres für zwei eigenständige Arten sprechen würde. Zudem liegen wichtige Bootstrap-Werte (die geben gewissermaßen die Wahrscheinlichkeit an, dass die phylogenetische Rekonstruktion so passt) nicht im hinreichend sicheren Bereich. Wesentliche morphologische/ökologische Unterscheidungsmerkmale haben die Autoren auch nicht gefunden, außer dem Geruch und eben der Erscheinungszeit. Daher haben sie sich dafür entschieden, nur eine Varietät zu beschreiben. Ich möchte es mal so sagen: Wer taxonomische Forschung mit Sequenzierung betreibt, „glaubt“ eigentlich nicht an Varietäten oder Formen. Wenn also eine Varietät beschrieben wurde, heißt das implizit, dass die Daten nicht klar interpretierbar sind. Die beiden angeführten Unterschiede (Erscheinungszeit, Geruch) decken sich offenkundig nicht mit den Erfahrungen vieler, die diesen Formenkreis beobachten. Du schreibst von einem Standort, an dem im Frühjahr und im Herbst Fruchtkörper erscheinen. So etwas kenne ich auch. Zum bei Frühjahrskollektionen angeblich fehlenden Geruch wurde ja auch einiges geschrieben. Ich denke, da das Ergebnis der Sequenzierungen nicht richtig klar ist, müsste man hier weitere Kollektionen sequenzieren und auch weitere „Loci“ (DNA-Abschnitte) einbeziehen, da ITS zwar oft, aber eben nicht immer Fragen der Abgrenzung von Arten klärt. Das ist freilich ein großer Aufwand. Mit weiteren Kollektionen und Loci könnten z.B. die zunächst sichtbaren Unterschiede zwischen beiden Gruppen gewissermaßen „verschwinden“, da sich etwa bestimmte Kollektionen zwischen den beiden Gruppen platzieren könnten, sodass am Ende ein großes Cluster entsteht, in dem sich keine Artabgrenzungen bestätigen lassen. Ebenso gut könnten sich zwei oder mehr Sippen deutlicher herauskristallisieren. Bei letzterem Ergebnis müsste man dann nochmal an die Morphologie ran, um zu klären, ob diese Sippen kryptisch sind oder ob sich nicht doch Unterschiede finden lassen. Ebenfalls ein Riesenaufwand.
C. roseipes hätte übrigens deutlich längere Sporen als C. vernus. Viele Grüße,
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