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Re: KEIN Sellerie

Geschrieben von: Der Juergen
Datum: 27. September 2015, 00:38 Uhr

Antwort auf: Re: KEIN Sellerie (Stephan Weißer)

Hallo Stephan,

: Wegen einer Diskussion weinen? Da kennst du mich nicht gut. Ich weine
: manchmal beim Anhören schöner Musik, sonst nicht. Vor allem nicht, wenn
: jemand nicht meiner gesellschaftspolitischen Meinung ist.

Genau;-) Aber ich habe den leisen Verdacht, dass wir nicht weit auseinanderliegen;-)

: Kann eigentlich nicht sein. Die Philosophen während der industriellen
: Revolution waren eher Freigeister und Utopisten, also voll auf deiner
: Linie: Natur gut, Kultur schlecht. Die eigentliche soziale Denke kam erst
: in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, da war die industrielle
: Revolution eigentlich vorbei und hatte ihre Arbeiter schon gefressen. Da
: begann man über die Voraussetzungen nachzudenken, wie die Nachkommen des
: (proletarischen) Volkes auf eine andere gesellschaftliche Ebene kommen
: konnten, und man kam zu dem Schluss, dass dies wohl nur durch
: frühkindliche Bildung geschehen konnte. Nachgelesen habe ich das während
: meines geisteswissenschaftlichen Studiums.

Ich stimme Dir zu, was die "Aufbruchstimmung" dieser Zeit anging. Es war sehr viel Optimismus und Zukunftsglaube zu spüren, quer durch alles kulturellen Belange, der allerdings sehr schnell dem Platz machte, was man dann im historischen Rückblick die "soziale Frage" nannte. Stimmt alles, was Du schreibst. Ich aber beziehe mich ja auf eine Gesellschaftsform, die weit vor diesen Entwicklungen existiert hat - und sehr viel länger, also vor einer Zivilisation. Dort gab es z.B. keine Kinderarbeit, weil es "Erwerbsarbeit" ja gar nicht gab, deshalb hat man Kinder ja auch nicht wie "junge Erwachsene (Erwerbstätige)" behandelt.

: Wer war das doch gleich, der Kinder des eigenen Rudels frisst? Wolf? Löwe?
: Irgendeiner von denen.

Es gibt bestimmte Konstellationen, wo dies tatsächlich geschieht. Es hat etwas mit "Eltern-Investition" und Partnerwechsel zu tun, ist aber vergleichsweise selten anzutreffen. Beim zivilierten Menschen gibt es in diesr Hinsicht allerdings Auswüchse, die wohl dem in nichts nachstehen;-) Menschenhandel blüht nach wie vor, und macht vor Kindern nicht halt.

: Nein, das waren ja noch Jäger und Sammler. Wären sie schon sesshafte Bauern
: gewesen, hätte man die Kinder sicherlich zum Schuften auf den Acker
: getrieben.

Tja! *g*

: Wenn du so argumentierst, gibt es auch heute in eindeutigen Unrechtsstaaten
: kein Unrecht - da ja kein Richter/Gesetzesgrundlage vorhanden ist. Daher
: kann ich dieses Argument leider nicht ernst nehmen.

Warum? In jedem Staat gibt es Rechtssprechung. Sie ist den Gegebenheiten angepasst. Selbst in den korruptesten, diktatorischsten, menschenverachtensten Staaten, gab es immer eine Rechtsprechung und natürlich Gefängnisse und Todeszellen. Was in den Clans, Sippen oder Stämmen der Jäger & Sammler Recht war, ist aber etwas völlig anderes, weil es erstens als Agenda nicht niedergeschrieben war, und zweitens es keine - aufgepasst! - "Kriminalität" gab. Die gibt es nur in überbevölkerten Gesellschaften, wo auf engstem Raum Besitztümer stehen, die nicht der Allgemeinheit zur Verfügung stehen;-).

: ... mangels Mobilität, nicht mangels Aggressionspotenzial

kann gut möglich sein.

: Das mache ich auch super-gerne. Leider musste ich in der Vergangenheit dabei
: immer wieder feststellen, dass sich meine Diskussionspartner angewidert
: abwendeten. Ich bin insofern korrumpiert, als dass ich aus Furcht vor
: dauerhafter Einsamkeit in Diskussionen oft nicht das sage, was ich
: wirklich denke. Leider wird das vom Gegenüber meist als inhaltliche
: Zustimmung aufgefasst.

Du brauchtst bei mir keine Zurückhaltung üben;-) Ich werde mich vermutlich auch nicht angewidert von Dir abwenden *g*

: Vielleicht auch nur die am wenigsten schlechte unter allen. Man kann nicht
: aus der einen Kultur nur alle Vorzüge herauspicken, aus der anderen nur
: alle Nachteile, und auf diese Art irgendwelche Beweise führen. Das ist
: irgendwie unseriös.

Das stimmt natürlich. Und da hast Du auch den Finger auf eine Wunde gelegt, nämlich was die Archäologie anbelangt. Sie kann nur aus Einzelfällen - dem Glückfund! - versuchen, allgemeingültige Aussagen zu extrapolieren. Letztlich wissen wir über die Vorgeschichte nichts, oder jedenfalls nur sehr wenig.

: Bisher war ich der Meinung, es gebe immer noch total unterschiedliche
: Kulturen und Lebensphilosophien auf der Erde: den nordwestlichen (und
: mittlerweile auch ostasiatischen) Taylorismus-Fordismus, die orientalische
: Bakschisch-Kultur, die karibische Gelassenheit und Entspanntheit, die
: unaufgeklärte, militante Religiosität im Herzen Afrikas... Oder wie sonst
: erklärst du dir, dass Leute über Kontinente hinweg fliehen?

Ja, das gab es vielleicht mal, eine kulturelle Diversität - vor der Zeit der Hegemonjalmächte;-) - aber heutzutage strebt alles zur Einheitskultur: Das, was in den modernen Industrienationen, allen voran den USA "maßgeblich" ist, wird in die restliche Welt "importiert". Das hat übrigens Sartre in den 60er Jahre schon prognostiziert und die kutlurelle Übermacht USA genannt.

: HAHAHA der war gut! Du kennst mich wirklich nicht!

War ja auch nur ein provokanter Spaß;-)

: Das ist kein harmloses Lied, sondern kalkulierter Kommerzdreck. Von
: Marketingstrategen entworfen, die dem Gröni gesagt haben: da draußen
: hocken viele Leute mit dem Traum von der besseren Welt - mach doch mal was
: für die.

;-) Ach nee, das ist bestimmt aus der Feder des Künstlers, könnt ich wetten. Marktstrategen braucht Gröni nicht, um Platten aufzunehmen, die können das eigentlich nur verschlimmbessern.

: So, jetzt bist du wieder dran.

gern, ich hab Deine Erwiderung auch gern gelesen.

Grüßle
Jürgen

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